Montag, 13. Juni 2022

angekommen...

...an meinem Zu-Hause in meiner Wahlheimat! Und die Lisl ist bei mir!

Für den Morgen habe ich mir einen Wecker gestellt, da ich spätestens um 8 Uhr starten möchte. Die Fähre verlässt Bodø um 11 Uhr und ich baue mir gerne eine kleine Sicherheit ein. Bereits eine halbe Stunde vor dem Klingeln bin ich wach und beschließe aufzustehen. Obwohl ich nicht trödle, ziehen sich Packerei und Putzerei hin - Punkt 8 Uhr rollen dann die Räder! 

Es beginnt, wie es geendet hat - mit Regen. Ganz langsam wird es aber besser und manchmal sind die Straßen trocken genug, dass die Lisl Spaß bekommt und ein bisschen durch die Kurven zieht. Kurz vor 10 Uhr sind wir am Hafen, dort wartet schon massenhaft Kundschaft auf die Fähre. Na ja, ein kleines Motorrad wird sicher immer noch drauf passen. Ob es wohl noch zum einkaufen reicht? Ich habe kein Vesper mehr dabei und an Bord sind die Preise immer so horrend. 1 km zu Fuß ist es bis zu einem kleinen Supermarkt, wo ich mich mit Brot, Wurst, Käse, Obst und Gemüse versorge. Dann schnell wieder zurück - das Schiff wird schon beladen. Wieder mal "just in time".

Auf der Überfahrt gibt es ja nicht viel zu sehen, alles trüb und Wasser ringsherum. Eine lange Dünung lässt das Schiff ein wenig schwanken. Ich hole ein Stündchen Schlaf nach.
In Moskenes angekommen muss ich mich durch die Traube von Touristen kämpfen, die mit ihren Trollies meine Lisl so dicht umdrängeln, dass ich kaum dran komme. Schon wieder Stress - ich freue mich auf meine "einsame" Hütte.
Es regnet. Wie könnte es anders sein? In der Schlange dicker Wohnmobile, Wohnwagen und Autos müssen wir viel Gischt schlucken. Erst ab Leknes wird es besser: von oben kommt nichts mehr, die Straße wird trocken und der zockelnde LKW am Beginn der Schlange biegt endlich ab. Die dicken Wolken bleiben aber bedrohlich und jederzeit regenbereit über uns hängen. Sie verstecken die Berggipfel, so dass wir von den Lo(p)foten nur die (P)foten zu sehen bekommen. 

Bei diesen Gegebenheiten mag ich eigentlich nicht noch eine Nacht im Zelt verbringen. Zuerst besuche ich allerdings noch Freund Ove in Svolvær. Wir unterhalten uns eine Weile und ich wärme mich in seinem Wohnzimmer auf. Gegen 6 Uhr abends brechen wir dann wieder auf. Die Entscheidung ist gefallen: wir ziehen durch bis nach Hause. Schließlich wird es ja nicht dunkel! Tatsächlich reißen sogar gelegentlich die Wolken auf und von Norden blendet mich die tiefstehende Sonne. Sie taucht die Landschaft wieder in faszinierendes, rotgoldenes Licht. Die Lisl beschließt "gutes Wetter" und schaltet die Griffheizung wieder selbständig ab. Da muss ich wohl doch mal danach schauen?

Punkt 22 Uhr sind wir zu Hause! Die Lisl muss heute Nacht erstmal noch draußen stehen, aber ich nehme ihr wenigstens einen Teil des Gepäcks schon mal ab. Willkommen hier! Sogar meine Walfreunde begrüßen uns noch heute Nacht.

Sonntag, 12. Juni 2022

Wasserstraßen

Bereits um 7 Uhr treibt mich die Sonnenhitze aus dem Schlafsack. Auch die letzten Klamotten sind nun (fast) trocken geworden. Keine Lust / Zeit für Frühstück, ich möchte die nächste Fähre von Vevbelstad um 9:35 Uhr erwischen. Die Fährfrequenz ist hier sehr niedrig, ich müsste sonst stundenlang warten. Über eine Stunde dauert die Fahrt durch die herrliche Schären- und Berglandschaft. Gelegentlich wird es ziemlich eng für unser Boot. Die Eindrücke sie so überwältigend, leider kann ein Foto diese überhaupt nicht widerspiegeln.

Der Navigator leitet uns entlang der Helgelands-Küstenstraße. Das ist eine landschaftlich so tolle Route! Auch das Wetter ist heute morgen toll! Die Sonne brennt vom Himmel, die Straße ist frei und wir genießen die Fahrt. Was ich nicht so auf dem Schirm habe, sind die Fähren. Schon bald erreichen wir den ersten See-Transfer. Der ganze Tag ist bestimmt vom Wechsel zwischen Straßen- und Seefahrt.
Die Straßenstücke zwischen den Fährverbindungen müssen wir leider damit klar kommen, dass die ganzen Fähr-Mitfahrer ja nun in einem Pulk unterwegs sind - das macht gar keinen Spaß. Sind wir vorne, werden wir von hinten angetrieben und können nicht mal kurz für ein Foto anhalten. Sind wir weiter hinten, müssen wir uns den Vordermännern anpassen und deren Staub schlucken. Bei Wohnmobilen bis hin zur LKW-Größe ist das kein Spaß! Es wäre schön, wenn man die Fahrzeuge einfach wegwischen könnte. Das denkt sich wohl auch die Lisl - sie startet einfach mal durch und überholt alle. Auch dann lässt sie es ordentlich weiter laufen. Die Straße verläuft geradlinig oder mit langgezogenen Kurven, in denen die Lisl es richtig krachen lässt. Doch Spaß!

Unerwartet begegnet mir eine Horde Wohnmobile, teilweise in der Straßenmitte oder sogar auf meiner Fahrspur. Die Fahrer sind wohl nicht ganz bei der Sache? Da muss ein Nest oder eine Fähre sein? Tatsächlich, nach kurzer Zeit ist der Hafen da. Die Fähre nach Jetvik ist noch da, sie wird gerade beladen und ich kann mich "just in time" noch einreihen. Per Schiff überqueren wir den durch eine Weltkugel markierten Polarkreis. 

Nun muss ich meine weitere Route festlegen. Die einzige Alternative zur E6 führt über die Lofoten. Auf die große Straße habe ich keine Lust, ich erwarte dort dichten Verkehr mit vielen LKWs, also Stress. Auf den Lofoten werden mich die Touristen mit ihren Wohnmobilen erdrücken. Allerdings kann ich dort auch auf kleinere Straßen und Umwege ausweichen, zumindest teilweise. Also werde ich die Lofoten-Route nehmen. Das bedeutet eine mehr als 3-stündige Überfahrt ab Bodø. Vorsichtshalber muss ich am Abend den Fahrplan studieren.
Ich habe den Überblick verloren, wie viele Fähren wir heute benutzt haben. Nur eines ist hängen geblieben: jedes Boot hat ein anderes Labyrinth bis zum Oberdeck!


Langsam ziehen dunkle Wolken auf, aber wir können ihnen noch davon fahren. Ein paar Tropfen erwischen uns, aber vor uns ist es hell. Da stoppt uns das nächste Fährstück. Fast 1 Stunde lang müssen wir warten, bis die Fähre ankommt. In dieser Zeit hat uns das Unwetter eingeholt. Heftig fängt es an zu regnen - ich mache alles dicht und kann auf der Fähre noch kurz ein wenig unter Dach bleiben. Doch dann geht's los: es regnet nicht nur, es schüttet...nein, es kübelt! Es ist kaum was zu sehen und über die Straße ergießen sich Sturzbäche. Recht langsam und vorsichtig tastet sich die Lisl um die Kurven, über die Frostaufbrüche und durch dunkle Tunnels. Ich habe außer einer Tomate zum Frühstück noch nichts gegessen, bin hungrig, kalt und nass. Nun bekommt auch die Lisl noch Durst - ich muss auf Reserve schalten. Die nächste Tanke wollte ich ohnehin ansteuern. Wir parken unterm Dach und ich schäle mich aus der dicken Kombi. Erst dann stelle ich fest, dass die Tanke heute nur mit Automat funktioniert - ist also nix mit trocknen und wärmen!? Ich will einen trockenen Schlafplatz! Tante Google zeigt in der Nähe einen Campingplatz, bei dem die billigste Hütte "nur" 550 Kronen kostet. Das wäre ok.
 
Ein junger Deutscher scheint den Campingplatz zu betreiben. Er ist nett, aber hartnäckig. Die einzige billige Hütte ist bereits vergeben, die nächste Größe ebenfalls und die 4er-Hütten kosten 850 Kronen! Ich weiß, dass Hütten teuer sind, aber das ist mir zu viel. Es gießt weiter, kein Ende in Aussicht. Wir verhandeln und schließlich gibt er mit eine Hütte für 750 Kronen. Immer noch ein stolzer Preis, aber es ist warm und trocken. Zum Abendessen verbrauche ich meine letzte eiserne Ration: Reis mit Thunfisch. Hm, schmeckt nicht besonders, macht aber satt.