Samstag, 28. Mai 2022

Jever - Konzert

Der heutige Tag bringt keine besonderen Vorkommnisse. Grade als wir am Morgen startbereit sind, kommt ein Traktor, der aber gut and der seitlich geparkten Lisl vorbeikommt. In einer Bäckerei in Kapellen gönne ich mir ein Frühstück mit Kakao und Croissant, die ich in Frankreich oft vergeblich gesucht hatte.
Mein Navigator findet wirklich jede kleinste Alternative zu größeren oder  verkehrsreicheren Straßen. Auch wenn die Kurven hier eher leichte Biegungen sind, tut er doch sein Bestes. Die Straßenbehörden hier im hohen Norden haben wohl im Fundus des deutschen Schilderwaldes auch das "Achtung Kurven"-Schild gefunden und wollten es unbedingt verwenden. So stehen diese Schilder - die unsereins nur aus Kehren und Serpentinen kennt - überall dort, wo die Straße nicht wirklich kerzengerade verläuft. "Plötzlich und unerwartet" gießt es aus vollen Kübeln. Bis ich die Regenhose jedoch herausgekramt und angezogen habe, ist der Guss schon wieder vorbei. Ich belasse es aber bei der Vollverpackung - das nächste Unwetter kommt bestimmt. Ganz richtig...

Auf dem Flachland hier könnte man echt mal über ganz andere "alternative Antriebstechnologien" nachdenken: Segel oder Windräder könnten bei diesem starken Dauerwind die Fahrzeuge sicher gut antreiben. 
Unser Weg führt uns durch wunderschöne Alleen mit übelster Straße - bei guten 30 km/h bockt die Lisl häufig wegen Schlaglöchern oder Bodenwellen und wirft mich aus dem Sattel. Wir kommen nur langsam voran. Ich wollte eigentlich gegen 16 Uhr an meinen Schlafplatz (den ich über 1nitetent gebucht habe) ankommen, es wird nun fast 18 Uhr. Das letzte Stück habe sogar gegen meine Überzeugung, die Lisl auf die Autobahn gehetzt. Der versprochene Zeltplatz (Wiese auf 6000 qm mit Wasserschlauch) erweist sich als Hinterhof hinter einem Weltladen. Das restliche Grundstück ist parzelliert in Gemüse, Hühner und Gänse, Schafe und weiteres. Das bisschen vorhandenes Gras reicht grade für mein kleines Zelt, allerdings liege ich nun mit dem Kopf bergab. Viel Zeit zum herumexperimentieren ist nicht, ich möchte in ein Konzert in Jever. Mein Freund Stefan spielt da heute mit und ich möchte ihn überraschen. Ich schmeiße mich "in Schale" soweit man das mit meinen funktionalen Kleidungsstücken überhaupt kann, ziehe hübsche Schuhe und lediglich die Regenmontur an.

Überraschung gelungen! Und ich treffe auch den Tubisten "Walter", den ich schon einige Jahre kenne und mit dem ich auch schon eine Motorradtour unternommen habe. Auch das ist eine große Überraschung!


Freitag, 27. Mai 2022

Ein Rutsch durch Belgien

Ich bin noch nicht richtig aufgestanden, da klingelt schon das Telefon: große Krise in der Familie. Die Situation zieht sich über den ganzen Tag hin, erfordert einiges an Aufmerksamkeit, bereitet mir Sorgen und Streß und durch den häufigen Nachrichtenverkehr über's Internet wird mein Handy-Akku schneller leer, als er geladen werden kann. Irgendwann am frühen Nachmittag schaltet sich dann das Handy ab und ich muss eine zwangsweise Ladepause einlegen. Auch mein Bordcomputer kriselt am frühen morgen - er denkt noch, es wäre gestern Abend. Zum Glück besinnt er sich recht schnell und zeigt dann die richtige Uhrzeit an.

Der angekündigte Regen um 8 Uhr morgens bleibt zum Glück aus, so dass ich das Zelt trocken einpacken kann, was immer ein großer Vorteil ist. Auf dem Rückweg zur Straße scheuche ich zwei Füchse auf, einer kreuzt direkt meinen Weg, den anderen sehe ich in der Ferne durchs Getreide springen. Dachse scheint es hier auch zu geben, allerdings bemerke ich das nur an den 2 Kadavern neben der Straße. Dafür lacht mich am Abend ein Reh mit aufgestellten Ohren an und beobachtet einfach meine Vorbeifahrt. Ein weiteres Reh leistet mir während des Zeltaufbaus Gesellschaft.
Der Regen läßt jedoch nicht ewig auf sich warten, schon bald geht das Grau in Niesel- und dann in Schnürl-Regen über. Wir werden endlich mal wieder richtig gewaschen, war ja sicher auch nötig. Die Lisl trottet zuverlässig vor sich hin, passt aber gut auf die Straße auf: bei der Feuchtigkeit werden Ackerdreck und Kuhfladen schnell zur Rutschpartie. Tapfer sucht auch mein Navigator nach abgelegenen Straßen und Wegen - so abgelegen, dass mir schon wieder der Sprit auszugehen droht. An der einzigen Tankstelle, die laut Tante Google in der Nähe ist, herrscht gähnende Leere. Ein paar handgeschrieben Schilder weisen noch auf die leeren Tanks hin. Na dann hoffe ich einfach, dass unser Sprit noch ein Stück reicht und folge der eingeschlagenen Route. 

Ein Straßenschild...ups, wir sind in Belgien?! Wir kommen durch ein kleines Dorf "Orval" wo irgendein Event stattfindet. Kilometerlang ist die Straße von parkenden Autos und Bussen gesäumt. Im Vorbeifahren erhasche ich einen Blick auf ein Schloss (ist wohl eine Abtei), dort scheint das Fest stattzufinden. Ein paar Meter danach halten wir an, um die Strecken- und Tanksituation zu klären. Jetzt hat nicht nur die Lisl Durst sondern auch das Internet ist weg - anscheinend ist es nach dem Landeswechsel immer schwierig, eine Verbindung zu bekommen. Die Landkarte von Belgien scheint noch nicht offline zur Verfügung zu stehen, also muss ich jetzt "blind" fahren.
Ein Mann kommt sehr interessiert auf mich zu und überfällt uns mit Fragen zur Lisl. Nach einigem Benzingespräch dann die Anmerkung, dass diese Motorräder mittlerweile sehr rar sind. Nein, meine treue Gefährtin verkaufe ich nicht. Frage an seine Frau: "verkaufen Sie Ihren Mann?" Wir lachen und der Herr verrät mir, wo ich ganz in der Nähe eine Tankstelle finden kann. Dort  bekomme ich dann auch wieder Internet und diese kleine Krise ist bewältigt. Die immer noch französisch gebauten Häuser (Natursteine) wirken hier jedoch sehr viel gepflegter und bewohnter. Je weiter wir nach Westen kommen, umso mehr ähneln die Gebäude der deutschen Bauweise mit Verputz - die Veränderung ist spannend anzusehen.

Am Nachmittag klart es auf und wird trocken und sehr windig. Kalt ist es immer noch, aber nach dem Regen sind alle Gerüche viel intensiver: das frisch gemähte Gras, die belgischen Kühe und die schweren Kaltblutpferde. Schließlich lädt mich eine Frittenbude zu Currywurst mit Pommes ein- echt belgisches Gericht!  Und schon sind wir wieder draußen, aus Belgien! 
Mit großem Aufgebot haben sich 2 Polizeikontrollen aufgebaut, die aber zum Glück nichts von mir wissen wollen. Kurz darauf werde ich dann in einer Ortschaft geblitzt - war vermutlich eine dreißiger-Zone. Willkommen zurück in Deutschland! Mein Navigator gibt sich die größte Mühe, aber in diesem dicht besiedelten und flachen Gebiet, können wir schon froh sein, wenn wir von dichtem Verkehr und großen Straßen verschont bleiben. Das allerdings gelingt erstaunlich gut!




Donnerstag, 26. Mai 2022

Champagne

Um halb Acht ist Aufstehen angesagt. In der Nähe schreit ein Pfau, wie auch schon gestern abend. Das Zelt ist von innen feucht, das wird aber bei diesem trüben Wetter nicht trocknen - also packe ich es noch feucht ein. Die trübe Stimmung schlägt ein wenig auf's Gemüt; so geht es auch der Lisl: beim anlassen überlegt sie kurz, ob sie auch den zweiten Zylinder zuschalten soll.
Kupplung in Ordnung, Spiegel in Ordnung, mein Kopf leider nicht. Der schwindelt seit gestern grundlos wieder, was mir gar nicht gefällt.
Am Vormittag steigert sich die hohe Luftfeuchtigkeit bis zum Nieselregen. Da der Himmel nichts Gutes verspricht, mache ich gleich alle Schotten dicht und so bleibt es fast den ganzen Tag, auch wenn es am Nachmittag deutlich besser wird.

Die Fahrt führt uns über kleine Wege (so schmal, dass selbst die Mittellinie schmal ausfällt) und malerische Landschaften zum Beispiel an einem alten, versumpften Kanal entlang nach Les Riceys mitten in der Champagne. Die Ortschaft wirkt so unspektakulär wie alle anderen, die wir heute schon passiert haben. Alte heruntergekommene Steinhäuser mit klapprigen Fenstern, verblichene Ladenschilder über geschlossenen Bäckereien oder Metzgereien. Wo wohnen denn die ganzen Menschen?
Hohe, mit Efeu überwucherte Mauern, hinter die man keinen Blick werfen kann. Aber genau dahinter verstecken sich anscheinend die Schätze des Ortes. Gelegentlich kann ich durch ein eisernes Tor einen Blick auf vornehme Anwesen, Herrenhäuser und kleine Schlösser erhaschen. Vereinzelt liest man Namen einer Kelter. Hier ist also die Heimat des Champagners? Ja, sicher! Wir fahren entlang der "Touristenrute Champagne durch ausgedehnte Weinfelder. Immer wieder tauchen auch große Keltereien auf, deren Namen in großen Leuchtbuchstaben über den modernen Hallen prangt. Es bleibt dabei, mein neues Navi findet auch hier zuverlässig die wenigen kurvenreichen Sträßchen, auf denen wir bei wenig Verkehr vor uns hin tingeln können.
"Liberté, égalité, fraternité!" findet sich an den Rathäusern und Marktplätzen. Aber was ist in der aktuellen Zeit davon übrig geblieben? Besonders in Deutschland??? Es gibt mir zu denken.

Um 16 Uhr gibt es noch ein Päuschen in einer kleinen Ortschaft. Sie bietet einen Brunnen zum Wasser nachfüllen und ein Bänkchen zum Verweilen an. Die gelbe Ginsterlandschaft wird durch hellblau blühende Leinfelder ersetzt - ein Farbwechsel. Um 17:30 Uhr habe ich dann einen Platz für die Nacht gefunden. Ein paar mal immer kleinere Abzweigungen genommen, bis wir in einem Feldweg gelandet sind, der in einen Wiesenweg zwischen Weizenfeldern übergeht. Auf der luftigen Anhöhe bleiben wir, in der Hoffnung, dass nicht ausgerechnet heute oder morgen noch ein Bauer hier vorbei will.

Mittwoch, 25. Mai 2022

Eine kleine Panne

Um 6 Uhr scheint die Sonne - Zeit für einen Besuch der Porzellanabteilung. Es ist wärmer als erwartet. Trotzdem nochmal in den Schlafsack kuscheln. Oh, schon acht Uhr? Zeit zum aufstehen - es ist kälter als erwartet. Bis der Tee getrunken und alles verpackt ist, wird es 10 Uhr! Abfahrtbereit! Abfahrtbereit? Bis wir mit laufendem Motor auf der Straße sind, wird es trotzdem noch 10:20 Uhr!

Kleidungstechnisch ist heute eine lange Unterhose, ein Pullover und die Regenjacke angesagt - bewährt sich ganz gut im Laufe des Tages. Es herrschen meist um die 15 Grad mit ein wenig Wind und Sonne. Bei der Kälte ziehe ich mich etwas in mich zurück, darum laufen die Kurven nicht so flüssig sondern eher etwas steif. Der Wow-Effekt" ist verflogen, wir genießen entspannt alles, was da kommt. Zum Beispiel den Brunnen, der gegen Mittag meinen Kanister wieder auffüllt. Oder die Umwege über kleinste Nebensträßchen bis hin zu einem kurzen Stück unbefestigen Weg. Manchmal zweifle ich schon, ob mein Navi noch recht hat. Die Wege sind sehr steil und sehr eng! Aber - wir kommen immer wieder richtig heraus.

Um 2 Uhr nachmittags gibt es einen Ruck - der Kupplungszug ist abgerissen! Ich glaube, ich habe Ersatzteil und Werkzeug genug dabei. Dennoch suche ich lieber nach einer Werkstatt - sicher ist sicher. Das dauert noch etwa eine Stunde, bis ich vor einer Tankstelle den geeigneten Platz finde. Auf unserem Weg ist zwar sehr wenig Verkehr, was unserer Schaltfaulheit sehr entgegen kommt, dafür gibt's aber schöne Kurven, die ohne Kupplung nicht so viel Spaß machen.
In etwa 1 Stunde ist das Seil erneuert und die Lisl wieder bepackt. Zur Belohnung tanken wir hier auch und ich darf dafür eine Toilette mit Seife benutzen, um die verdreckten Finger wieder sauber zu bekommen.

Die Berge werden immer sanfter und niedriger, bis wir im Flachland angekommen sind. Wo es keine Kurven gibt, kann auch das beste Navi keine finden! Allerdings bemüht es sich redlich und erfolgreich, Hauptstraßen zu vermeiden. Oft führt es uns auf asphaltierten Feldwegen an einsamen und teilweise verfallenen Bauernhäusern vorbei. Zwischen all den Kuhweiden fühlt sich die Lisl pudelwohl!

Einen Schlafplatz zu finden ist heute schwierig. Alle Wiesen und Felder sind mit Hecken oder Mauern umgeben, die keinen Einlass gewähren. Die meisten Wiesen sind ohnehin noch nicht gemäht und kleine Wiesenwege oder ähnliches gibt es hier nicht. Irgendwann biege ich einfach mal wieder in ein Nebensträßchen ab, dann davon wieder ein Nebensträßchen und irgendwann kommen wir an ein kleines Dorf, vor dessen Toren eine kleine, verschlossene Kirche steht. Drumherum eine niedrige Wiese und ein Bänkchen. Das Pfarrhaus nebenan sieht zwar gepflegt aus, aber es scheint niemand da zu sein. Darum verstecke ich mich dort in der Einfahrt.

Die Lisl braucht noch etwas Aufmerksamkeit. Ich habe nach der Reparatur den Spiegel nicht fest genug angezogen und außerdem scheint die Kupplung nicht richtig zu trennen. Beides wird noch "schnell" gemacht, in der Hoffnung, dass morgen wieder alles gut ist.





Dienstag, 24. Mai 2022

Lieblingszeltplätze

Nach einer kühlen Nacht ohne Tau am Zelt gibt's gegen 8 Uhr Frühstück und Zusammenpacken. Mittendrin kommt ein Auto angedüst und parkt direkt vor Lisls Nase - oh je, jetzt gibt's bestimmt Ärger. Forsch steigt eine Dame meines Alters aus und kommt erwartungsvoll auf mich zu. Ich möchte ihr gleich den Wind aus den Segeln nehmen, kläre die Sprache und frage sie, ob der Platz ihr gehört. Nein, sieh holt hier nur immer ihren Mann ab, der mit dem Hund spazieren geht. Ha ha - ein nettes kleines Gespräch entspinnt sich. Als der Mann dazustößt gibt es noch ein paar Takte Benzingespräch...und tschüß.

Gegen Muskelkater hilft am Besten, da weiterzumachen, wo man aufgehört hat. Das denkt sich auch meine Lisl und schwänzelt fröhlich durch liebliche Kurven in betörend duftender Natur zwischen Wiesen, Büschen, Lavendel- und Obst-Plantagen. Die angezeigten 24 Grad kommen mir bei dem sanften Wind fast ein wenig kühl vor. Gegen Mittag kaufe ich in einem kleinen Tante-Emma-Laden Gemüse, Käse und Brot für das Abendessen. Eine nicht mehr ganz frische Zwiebel bekomme ich geschenkt. Bei der Gelegenheit ziehe ich auch gleich einen Pullover an.

Ich bin echt begeistert von den Strecken, die das Navi findet! Wirklich "kurviger". Abseits der Hauptstraßen gibt es so viele kleine und kleinste Wegchen (teilweise einspurig), die an den Hängen entlang durch die Wälder führen. Während im Tal unten die Kurvenhatz abgeht, zockeln wir sehr gemütlich durch die Landschaft. Eine neongrüne Eidechse kreuzt schnell unseren Weg. Ich träume etwas müde vor mich hin, während die Lisl mich zuverlässig transportiert. Das Rhonetal haben wir nur kurz durchquert, um auf der Westseite sogleich wieder in die Nationalparks der Berge einzutauchen. Als es auf 1400 m nur noch 17 Grad hat, packe ich dann doch die Überjacke aus, ist besser so. Die Hose packe ich wieder ein - genau da fallen die ersten Regentropfen. Ich beschließe, dass es nicht weiter regnen wird und bleibe bei meiner Wahl.

Um halb fünf Uhr beenden wir den Fahrtag für heute schon. Neben einer kleinen Nebenstraße gibt es einen großen Holzsammelplatz mit einem kleinen bisschen Grass. Das gefällt mir...besonders weil ich den Duft von frischem Holz so mag. Kurz darauf kommt ein Traktor. Der Fahrer winkt mir nur freundlich zu, räumt ein paar Steine beiseite und verschwindet wieder. Wild zelten ist doch cool, oder?


Montag, 23. Mai 2022

Versöhnung

Nach einer frühen Tasse Tee, Kämpfen mit dem Internet und noch ein wenig smalltalk breche ich gegen 9 Uhr früh auf. Erste Station ist der Telefon-Reparaturservice, der ohne Navi echt schwer zu finden ist. "Nach dem Weg fragen" ist nicht besonders einfach, da auch die nächste und übernächste Generation konsequent verweigert, englisch zu sprechen. Ups - der Laden macht erst um 10 Uhr auf? Na, dann warte ich halt. Langsam sammelt sich die Kundschaft und Punkt 10 geht's los. Der gute Mann meint, es läge am Kabel. Ich habe aber übers WE ein Kabel von meinen Freunden verwendet und auch damit wurde das Telefon kaum geladen. Mit dem Kabel im shop scheint es aber kein Problem zu geben, also lasse ich mich überreden, nur ein neues Kabel zu kaufen - wenn noch eines vorrätig wäre... Tja, das war wohl nix. Tante Google muss nun den nächsten Elektronikladen finden und führt mich auch ganz ordentlich dorthin, mitten in Nizza. Ein neues Kabel für 10 € tut ab sofort einen guten Dienst. Die übermäßig schnelle Entladung habe ich auch im Griff: anscheinend hat Onkel Billy (Gates) nächtens ein Update aufgespielt und alle Apps eingeschaltet, die dann im Hintergrund gelaufen sind. Ich muss jede einzelne von ihnen mühsam ausschalten und schon sinkt der Stromverbrauch. Und Internet? Nicht da? Sonderbar. Vermutlich hat der Telefonanbieter, zu dem sich das Telefon automatisch einwählt, kein Abkommen mit meinem Anbieter? Nachdem ich manuell einen anderen Anbieter wähle, ist auch dieses Problem endlich behoben.

Um 11 Uhr vormittags können wir dann Nizza endlich wieder verlassen. Die Handy-App verwöhnt mich mit sehr genauen Anweisungen und wenig befahrenen Straßen. Bald schon sind wir draußen und frönen den Kurven nach Collomars.
Taktvoll - mit Taktwechseln - dürfen wir entlang der Bergzüge nach Norden und dann nach Westen Richtung Digne wedeln. Es gibt zwar eine Route, aber kein festes Ziel oder gar einen Terminplan. Herrlich und völlig entspannt!!! Bewölkung und dichter Urwald halten die Temperaturen auf einem angenehmen Niveau. Auch die Lisl freut sich - sie darf jetzt endlich viel Versäumtes der letzten 2 Jahre nachholen - ich denke, sie hat heute Abend Muskelkater vom vielen schalten. Die Straßen variieren bei ordentlichem Belag zwischen "sehr eng" und "normal breit". Ganz vereinzelt klopft mal ein verschämter Regentropfen an. Die unterschiedlichsten Düfte mischen sich und steigen in meine Nase. Der Blätterwald rauscht mit einem entfernten Bach um die Wette. Adler kreisen über uns.
Weiter kurven wir über Berg und Tal, dann durch einen phantastischen Canyon. Es ist einfach grandios, was Frankreich uns heute von sich zeigt! Nun versöhne ich mich gerne mit dem Land - so viel Schönheit und Wohlgefühl! Die Strecke führt uns von einem Nationalpark in den nächsten, die Namen merke ich mir gar nicht mehr. Gefühlt sind wir heute nicht einen Kilometer gerade Straße gefahren. Selbst in den Ebenen passt sich die Straße dem Gelände oder Flusslauf an. Straßensperrungen und dazu gehörige Umleitunten kennt mein Navi natürlich nicht, bescheren uns aber eine kleine Bäckerei mit leckerem Nachtisch für heute Abend.

Nach dem passenden Übernachtungsplatz muss ich eine ganze Weile suchen. Schließlich lasse ich mich sogar herab, einen "richtigen" Campingplatz aufzusuchen - der ist aber verriegelt und verrammelt. Letztendlich landen wir auf einem Wiesenweg, nach mehrfachem Abbiegen in immer kleinere Nebenwege. Hinter uns plätschert ein Bächlein. So kann ich heute nicht nur die "normale" Wäsche waschen, sondern auch die ekelhaften Ölspuren im Tankrucksack beseitigen. Dort ist leider eine Ölflasche ausgelaufen - das Öl steht in der ziemlich dichten Tasche und versaut auch alle anderen Dinge, die dort eingepackt sind. Erste Behandlung mit Benzin, dann mit Wasser und Seife. Meine Hände sind nun gut gefettet.

Da ich leider immer noch nicht schlau genug bin, meine Tracks (sofern ich überhaupt welche habe) hochzuladen, kann ich doch einfach ein Bild meiner Tagestour hochladen, damit man weiß, wo ich mich gerade herumtreibe?

Sonntag, 22. Mai 2022

Sonn(?)tag

Heute wird lange ausgeschlafen. Das Wetter sieht trüb aus, aber wir planen einen Tag auf dem Boot.

Meine elektronischen Geräte konnte ich soweit wieder aufladen, für das Handy hat leider auch ein anderes Kabel keine Besserung gebracht. Es lädt kaum, entlädt aber in Windeseile. Ich komme eines seltsamen Einstellung auf die Spur, die ich definitiv nicht selbst vorgenommen habe: irgendwie scheinen alle Apps im Hintergrund zu laufen. Es ist viel Arbeit, diese alle auszuschalten - dann muss ich abwarten, was passiert.

Ansonsten gibt es kaum was zu berichten - es kommen noch 3 weitere Freunde/Bekannte zum Boot und ein Käpt'n, der sich bei Bedarf um das Boot kümmert. Die Sonne versteckt sich - aber vielleicht ist das ganz gut so, auf dem Wasser. Zum Glück bin ich nicht mit der Lisl in den Bergen unterwegs, denn dort sieht es mehr als trüb aus, wir würden sicher nass werden. Valéry darf die Yacht steuern, sie tuckert erst gemütlich aus der Hafenregion raus, dann gibt sie mal richtig Gas. Der Wind in den Haaren und um den Körper ist herrlich! Man unterhält und vergnügt sich auf dem Boot, erfährt, welches Luxushaus welchem VIP gehört, genießt ein besonderes Picknick und faulenzt ansonsten. Die Lisl schläft im abgesperrten Hof.
Ein Sonntag - ein Ruhetag!