Samstag, 4. Juni 2022

Ein Freutag

Nachschlag: ein paar Jugendliche hatten richtig Spaß auf dem Wasser und sind mit kleinen Motorbooten über den See gefegt. Sie haben auf meiner Seite am Steg ein Mädchen abgeholt und später am Abend wieder zurück gebracht.
Da ich mein Zelt nicht aufstellen möchte, bereite ich mein Bett auf dem Tisch zu - gerade als es fertig ist, fängt es an zu tröpfeln. Door, denn der Schlafsack ist ja nicht wasserfest. Also baue ich doch noch schnell das Zelt auf - keine Ahnung, warum ich nicht in die niedere Hütte umgezogen bin. Bauchgefühl...
7 Uhr ist mir noch zu früh, erst um 8 möchte ich aufstehen. Das Zelt ist vom Tau feucht, muss also abgetrocknet werden. Ein älterer Mann kommt auf mich zu, oder besser gesagt, ein junger wilder Rottweiler möchte mich unbedingt begrüßen und der arme Mann  kann ihn nicht bändigen. Er erzählt mir, dass er kurz um die Halbinsel spaziert und dann wieder zurückkommt. Ich packe gerade meine Sachen im Zelt zusammen, als der Rottweiler draußen heftig Laut gibt. Er will wirklich nur guten Morgen sagen. Ich wechsle mit dem Mann ein paar Worte - kein Anflug von Zeltverbot. Als ich um 10 Uhr endlich losfahre, steht er 100 m weiter in seinem Garten und wir winken uns zum Abschied zu.


Heute hat die Lisl einen Freutag: bei wenig Verkehr und gutem Asphalt kann sie in unendlichen engen und weiteren Kurven schwelgen! Ein Hase, ein Kaninchen und ein Eichhörnchen flüchten vor uns vom warmen Asphalt. Auch ein Graureiher stolziert in der hohen Wiese ein paar Schritte von der Straße weg. Ein weiterer toter Dachs säumt unseren Weg. Es herrschen sehr angenehme 20 Grad und vom blauen Himmel mit ein paar Wolken strahlt die Sonne.
Als wir in die Nähe von Oslo kommen, nimmt die Häuserdichte natürlich zu und auch die Straßen werden größer und befahrener. Aber unser Zuckerl haben wir ja schon bekommen.
Mein heutiges Ziel ist ein Besuch bei Svein, einem Bekannten aus meiner Berufszeit. Gegen 15 Uhr bin ich da. Wir schauen Motorräder, Mähdrescher, Traktoren und das Haus an. Was zu trinken und was zu schlecken gibt es auch. Meine vorsichtige Andeutung, ich könnte ja in seinem Garten zelten, wird wohl nicht verstanden, so brechen wir kurz vor 6 Uhr abends wieder auf. Eine genaue Route habe ich (noch) nicht, nur eine grobe Richtung. Svein gibt mir ein paar Tipps für Schlafplätze, aber die funktionieren leider nicht. Ein "offizieller" Campingplatz am Hafen der nächsten Ortschaft ist wohl Corona zum Opfer gefallen. Es wird vermutlich geduldet, sein Zelt dort aufzustellen, aber mitten in der Stadt ohne Toilettenhäuschen gefällt mir das nicht. Außerdem soll heute Abend da ein großes Rockkonzert sein, Nächste Gelegenheit ist ein Badestrand - ja, ist wirklich wunderschön angelegt. Aber - Zeltverbot! War ja klar. So zockeln wir weiter langsam am Randsfjord (was aber ein See ist) entlang und letztendlich schlage ich das Lager an einem Rastplatz neben der mittelmäßig befahrenen Straße auf.

Freitag, 3. Juni 2022

Abendsonne

Aufbruch ist erst um 10:30 - ich habe mich mit Deborah wieder verquatscht. Nach dem Frühstück packe ich dann flugs die Sachen zusammen. Alle anderen sind schon früher aus dem Haus gegangen. Ich stelle mich auch naßkaltes Wetter ein und ersetze den Pullover durch die Daunenjacke. Vorsichtshalber mache ich auch alles gleich regendicht. Vorerst ist somit alles in Ordnung. Noch einmal die Lisl füttern - ich glaube, in Norwegen ist der Sprit noch teurer.


Ohne besondere Vorkommnisse oder fröhlicher Überraschungen trottet die Lisl dahin. Wir rollen auf guten Straßen durch Feld und Wald, Wiesen und Hügel. Vereinzelte Höfe zeugen von einer dünnen Besiedlung. Glückliche Kühe und Pferde mit glänzendem Fell tummeln sich im saftigen Grün. Sogar Pippi Langstrumpfs Pferd steht auf einem Hof und wartet auf den nächsten Ausflug. Die blühenden Blumenmeere Frankreichs sind natürlich verschwunden, hier grünt alles sehr grün! Löwenzahn, Butterblumen und ein paar Lupinen lockern manchmal etwas auf.
Eine hübsche Kirche steht allein auf weiter Flur, aber zum fotografieren bin ich irgendwie nicht aufgelegt.

Es kommt mal wieder alles anders, es wird wärmer und wärmer und irgendwann komme ich um einen leichteren Dress nicht mehr herum. Bei Ed - gegen Ende der heutigen Strecke - fürchte ich allerdings nochmal Regen denn schwarze Wolken türmen sich vor uns auf und der Wind frischt heftig auf. Zum Glück schagen wir und die Wolken jedoch unterschiedliche Richtungen ein.

Mein Handy hat heute wieder mal einen "Nicht-Lade-Tag" - grrr. Der Navigator ist auch nicht meine größte Freude: er lotst uns immer wieder auf vielbefahrene und große Straßen, obwohl ich ihm das verboten habe. Nach ein paar Einstellungsarbeiten benimmt er sich anders, ob "besser" ist die Frage. Nun lockt er uns nämlich auf Schotterstraßen. So hat es bei Balduin auch angefangen... Eigentlich bin ich sonst recht scharf auf Feldwege, aber mit vollem Gepäck und reiferem Alter muss ich das nicht mehr haben. Zwischendurch müssen wir an einer Baustelle mitten im Wald 1/4 Stunde warten, bevor wir dem Führungsfahrzeug folgen dürfen. Auf den friscchen Asphalt hat man einfach einige Zentimeter Rollsplit geworfen...das ist nicht lustig! Der nächste Streckenabschnitt ist wieder mal unbefestigt, ca. 12 km lang. Allerdings führt er uns wunderschön durch einsame Wälder und vorbei an großen und kleinen Seen. Manches schöne Plätzchen lockt zum Verweilen, aber zum Übernachten ist es noch zu früh. Dann öffnet sich ein wunderschön angelegter, aber ziemlich besiedelter Campingplatz, den wir gerne links liegen lassen. Zu guter Letzt schängelt sich doch noch eine wunderschöne und sehr kurvige Asphaltstraße am See entlang Richtung Norwegen; da werden wir wieder elastisch und warm.

Die Grenze nach Norwegen ist kaum erkennbar, lediglich ein verlassenes Häuschen kündet von gelegentlichen Aktivitäten. Wie das hier wohl zu Pandemiezeiten besetzt war? Auf jeden Fall gibt es hier nichts zu kontrollieren und so sind wir nun in Norwegen. Schon nach kurzer Fahrt taucht ein wunderschönes Plätzchen an einem großen See namens "Aspern" auf. Sitzgruppen, eine Nothütte, kleine Sandstrände, Feuerstellen, sogar ein Edelstahlgrill und ein Toilettenhäuschen sind vorhanden. Allerdings ich übernachten mit Wohnmobil oder Wohnwagen verboten. Von Motorrad wird hier nicht gesprochen. Wenn man norwegisch kann und die vielen Tafeln intensiv studiert, kann man vermuten, dass man auch nicht zelten darf. Aber von "schlafen" ist auch keine Rede. Ich plane also, ohne Zelt hier zu nächtigen, ich hoffe, das Wetter spielt mit. Natürlich koche ich mein Abendessen auf dem Grill, befeuert mit den herumliegenden Tannenzapfen: Zwiebel-Tomaten-Suppe und Toastbrot schmeckt in der Abendsonne wunderbar!

Donnerstag, 2. Juni 2022

Regenzeit ohne Klimaerwärmung

Ein schönes Plätzchen hatte ich heute Nacht. Die Spaziergänger haben sich irgendwann verlaufen und auch am Morgen war fast nichts los. Ein Paar mittleren Alters mit Hund hat mir den Horizont erklärt, also welche Städte (Malmö, Kopenhagen) und Länder (alles Dänemark!) man sehen kann. Die Schwäne wissen das wahrscheinlich alle schon, denn sie stecken alle den Kopf  entweder ins Wasser oder ins Gefieder.
Die Auf- und Abbauerei und Packerei ist mittlerweile Routine geworden und um 9 Uhr sind wir abfahrbereit.

Der Navigator schlägt eine Route vor und mir fällt ein, dass doch hier in der Nähe Freunde wohnen. Wo genau? Wow, das liegt ja wirklich fast auf der Strecke! Also lade ich mich kurzerhand dort ein.

Bereits nach einer Stunde ist der Himmel rabenschwarz und dicke Tropfen fallen. Während ich die Regenhose auspacke, verspeise ich die gestern morgen zubereitete, belegte Semmel. Und dann wird alles regendicht gemacht. Das ist bitter nötig, denn bis Kinna, meinem heutigen Ziel, gibt es kaum noch trockene Abschnitte. Bei lausigen 12 bis 15 Grad schlottern wir vor uns hin, die Lisl zirkelt ganz eckig um die Kurven aus Angst vor Rutschgefahr. Bis Halmstad verlaufen allerdings fast alle Straßen ziemlich gerade und breit. Erst danach findet sich spannendere Landschaft mit Seen, kleinen Schluchten und Flüssen, die wir umkurven. Eine ganze Wiese voller Kanada-Gänse und ein fauler Fasanengockel mitten auf der Straße sind heute die einzigen interessanten Lebewesen. Wir genießen die Fahrt allerdings nicht wirklich und ich mache darum auch keine Fotos.

Bei Klaus und Deborah werde ich wieder mal sehr freundlich aufgenommen und verpflegt. So ein trockenes Dach über dem Kopf ist schon etwas Feines in Regenzeiten!


Mittwoch, 1. Juni 2022

Skandinavien, ich komme!

Mein Schlafanteil in der Nacht lag sehr niedrig, ich habe vermutlich nur 2 bis 3 Stunden geschlafen. Keine Ahnung, warum. Aber wir müssen heute ja auch nur bis Travemünde fahren, das habe ich gestern spät abends kurzerhand entschieden. Es gibt jetzt Fähren von Travemünde nach Trelleborg oder nach Malmö - eine neue Möglichkeit. Die Fähre nach Malmö ist wirklich optimal: Abfahrt um 10 Uhr, gut 9 h Fahrt, 31 € und für 18 € extra bekommt man 2 Mahlzeiten. Wow! Auf dem Landweg müsste ich ca. 550 km fahren, die Brückengebühr von ca. 40 € und eine Menge Benzin bezahlen. So haben wir heute eben nochmal einen Relax-Tag.
Bereits kurz vor der Weckzeit bin ich auf, Karin hat schon Tee gekocht und zum Packen gibt es nicht mehr viel. So sind wir tatsächlich 4 min vor 8 wie geplant pünktlich unterwegs. Keine Staus oder Baustellen behindern die kurze Fahrt. Check-in funktioniert total leicht, die freundliche Dame findet meine Buchung schon, als ich nur meinen Namen nenne. Die Fähre hat über 1 h Verspätung, aber wir haben ja Zeit. Eine Harley wartet auch schon auf die Überfahrt und so gesellen wir uns zusammen und reden Benzin. Zwei weitere Motorräder schließen sich noch an - eine Harley mit einem Ural-Seitenwagen, auf dessen Bug ein echter Wildschweinkopf mit Sonnenbrille thront! Das Ding ist echt abenteuerlich und hat einiges an selbstgebautem Schnickschnack zu bieten: ein verschiebbares Topcase, eine Anhängerkupplung und einen Sonnenschirmständer! Als von Lübeck ein übles, rabenschwarzes Gewitter anzieht, wird kurzerhand der Schirm aufgespannt und wir versammeln uns darunter. Gegen Gewitterregen hilft der zwar nicht viel, aber nach wenigen Minuten kommt die Dame von der Organisation und kündigt den Aufbruch an. Bis dahin lädt sie uns in ihren VW-Bus ein. Ist das nicht ein Service???

Interessanterweise werden unsere Zweiräder nicht wie üblich an die Wand dirigiert, sondern mitten zwischen LKW und Wohnmobile. Auch von vertäuen ist nichts zu sehen oder zu hören. Hoffentlich geht das gut!? Das Frühstücksbuffet ist schon eröffnet und ich schlemme, als ob es bis Liland nichts mehr gäbe! Da kommt einer der Motorradfahrer auf mich zu und meint, sie hätten die Motorräder doch vertäuen müssen, aber meines haben sie gleich mit gesichert. Herzlichen Dank! Mir geht es wirklich gut! 
Bald holt mich die Müdigkeit ein und ich suche mir zwischen (hoffentlich) abgelegenen Kabinen neben einem Fenster einen Schlafplatz am Boden. Zum Dösen ist es gut genug und bringt mir ausreichend Energie für den Rest des Tages. Irgendwann ist auch diese Überfahrt zu Ende - nicht ohne noch ein feudales 3-Gänge-Abendessen mitzunehmen. Um halb acht stehen Lisl und ich auf schwedischem Boden. Auf der Karte habe ich einen Platz ausgesucht, in der Hoffnung, dass ich da übernachten kann. Die ganzen Bettenangebote von Motorradfahrern haben leider keine Resonanz ergeben. Nur 8 km nördlich von Malmö biegen wir in einen Fußweg zum Strand ab. Es stellt sich heraus, dass wir mitten in einem Naturschutzgebiet sind, aber ein direktes Zeltverbot habe ich nicht gesehen. Ein schönes begrastes Plätzchen lacht mich an, ich warte aber mit dem Zeltaufbau, bis die Spaziergängerflut nachlässt.




Dienstag, 31. Mai 2022

Pause

Wir bleiben 2 Tage bei meiner Freundin, entspannen, waschen, duschen, ratschen und gehen spazieren....

Sonntag, 29. Mai 2022

Der Weg ist das Ziel?

Das Konzert gestern war sehr schön. Der Düsseldorfer Posaunenchor ist halt schon sehr gut! Ich bin dann abends noch mit in die Gemeinschaft eingeladen worden, wir haben gespeist, kritisiert und geplant. Gegen Mitternacht habe ich dann nach einer kurzen Verirrung mein Zelt wieder gefunden. Es ist schon feucht draußen und in der Nacht regnet es dann richtig. Morgens ist das Zelt nass und ich muss alles im Regen einpacken - nicht sehr angenehm. Darum fahre ich auch nur bis zum nächsten McDonalds, um dort in Ruhe zu frühstücken, zu bloggen und etwas Morgentoilette zu erledigen. Die Route nach Lübeck überplane ich, bei diesem Wetter möchte ich auch der Lisl nicht die allerkleinsten Sträßchen antun. Noch während ich schreibe, steigert sich die Luftfeuchtigkeit zum heftigen Dauerregen, ich glaube, ich muss nochmal umdisponieren.

Warum mein Handy während der Fahrt immer leerer wird, obwohl es an Lisls Batterie angeschlossen ist? Das Rätsel ist gelöst - die Steckdose scheint einen Wackelkontakt zu haben. Immer wenn ich nachgeschaut habe, hat sie sich wohl verhalten, während der Fahrt dann anscheinend aber ausgesetzt.

"Der Weg ist das Ziel" ist ein altbekannter Spruch nicht nur für Motorradfahrer. Aber heute lass ich den nicht gelten. Es ist kalt und nass, es regnet Bindfäden oder schüttet aus vollen Kübeln. Mein Navigator bietet weiterhin kleine kurvige Sträßchen an, die jedoch den Weg und die Reisedauer verlängern. Bei diesem Wetter möchten wir das nicht, also frage ich Tante Google. Sie bietet eine deutlich kürzere Strecke an, die - wie sich herausstellt - eine gute Mischung aus raschem Vorankommen auf weniger befahrenen Straßen ist. Alle Achtung, das hätte ich Google gar nicht zugetraut. Besonders die Großstadt Hamburg schreckt uns...Google leitet uns jedoch über sehr interessante, fast unbefahrene Straßen sicher durch den Straßenwirrwarr. Die Straßenführung ist manchmal wirklich abenteuerlich und ich vermute, der entspannte Verkehr liegt am Zeitpunkt unserer Durchfahrt: es ist Sonntag Nachmittag. Kein Berufsverkehr, keine LKW. Das haben wir gut gemeistert!

McDonalds ist heute eine geeignete Station für Frühstück, Mittagessen, Toilette, Internet und vor Allem Strom! Meine Geräte (Telefon, Laptop, Powerbank) sind schon am verhungern.

Wir kommen heil und zuverlässig in Lübeck an - ich möchte eine Freundin mit meinem Besuch überraschen. Ob sie wohl zu Hause ist??? Ich filme mein Klingeln, ihr Türöffnen und vor allem ihr überraschtes Gesicht. Das war's allemal wert! Überraschung voll gelungen!