Aufbruch ist erst um 10:30 - ich habe mich mit Deborah wieder verquatscht. Nach dem Frühstück packe ich dann flugs die Sachen zusammen. Alle anderen sind schon früher aus dem Haus gegangen. Ich stelle mich auch naßkaltes Wetter ein und ersetze den Pullover durch die Daunenjacke. Vorsichtshalber mache ich auch alles gleich regendicht. Vorerst ist somit alles in Ordnung. Noch einmal die Lisl füttern - ich glaube, in Norwegen ist der Sprit noch teurer.
Ohne besondere Vorkommnisse oder fröhlicher Überraschungen trottet die Lisl dahin. Wir rollen auf guten Straßen durch Feld und Wald, Wiesen und Hügel. Vereinzelte Höfe zeugen von einer dünnen Besiedlung. Glückliche Kühe und Pferde mit glänzendem Fell tummeln sich im saftigen Grün. Sogar Pippi Langstrumpfs Pferd steht auf einem Hof und wartet auf den nächsten Ausflug. Die blühenden Blumenmeere Frankreichs sind natürlich verschwunden, hier grünt alles sehr grün! Löwenzahn, Butterblumen und ein paar Lupinen lockern manchmal etwas auf.
Eine hübsche Kirche steht allein auf weiter Flur, aber zum fotografieren bin ich irgendwie nicht aufgelegt.
Es kommt mal wieder alles anders, es wird wärmer und wärmer und irgendwann komme ich um einen leichteren Dress nicht mehr herum. Bei Ed - gegen Ende der heutigen Strecke - fürchte ich allerdings nochmal Regen denn schwarze Wolken türmen sich vor uns auf und der Wind frischt heftig auf. Zum Glück schagen wir und die Wolken jedoch unterschiedliche Richtungen ein.
Mein Handy hat heute wieder mal einen "Nicht-Lade-Tag" - grrr. Der Navigator ist auch nicht meine größte Freude: er lotst uns immer wieder auf vielbefahrene und große Straßen, obwohl ich ihm das verboten habe. Nach ein paar Einstellungsarbeiten benimmt er sich anders, ob "besser" ist die Frage. Nun lockt er uns nämlich auf Schotterstraßen. So hat es bei Balduin auch angefangen... Eigentlich bin ich sonst recht scharf auf Feldwege, aber mit vollem Gepäck und reiferem Alter muss ich das nicht mehr haben. Zwischendurch müssen wir an einer Baustelle mitten im Wald 1/4 Stunde warten, bevor wir dem Führungsfahrzeug folgen dürfen. Auf den friscchen Asphalt hat man einfach einige Zentimeter Rollsplit geworfen...das ist nicht lustig! Der nächste Streckenabschnitt ist wieder mal unbefestigt, ca. 12 km lang. Allerdings führt er uns wunderschön durch einsame Wälder und vorbei an großen und kleinen Seen. Manches schöne Plätzchen lockt zum Verweilen, aber zum Übernachten ist es noch zu früh. Dann öffnet sich ein wunderschön angelegter, aber ziemlich besiedelter Campingplatz, den wir gerne links liegen lassen. Zu guter Letzt schängelt sich doch noch eine wunderschöne und sehr kurvige Asphaltstraße am See entlang Richtung Norwegen; da werden wir wieder elastisch und warm.
Die Grenze nach Norwegen ist kaum erkennbar, lediglich ein verlassenes Häuschen kündet von gelegentlichen Aktivitäten. Wie das hier wohl zu Pandemiezeiten besetzt war? Auf jeden Fall gibt es hier nichts zu kontrollieren und so sind wir nun in Norwegen. Schon nach kurzer Fahrt taucht ein wunderschönes Plätzchen an einem großen See namens "Aspern" auf. Sitzgruppen, eine Nothütte, kleine Sandstrände, Feuerstellen, sogar ein Edelstahlgrill und ein Toilettenhäuschen sind vorhanden. Allerdings ich übernachten mit Wohnmobil oder Wohnwagen verboten. Von Motorrad wird hier nicht gesprochen. Wenn man norwegisch kann und die vielen Tafeln intensiv studiert, kann man vermuten, dass man auch nicht zelten darf. Aber von "schlafen" ist auch keine Rede. Ich plane also, ohne Zelt hier zu nächtigen, ich hoffe, das Wetter spielt mit. Natürlich koche ich mein Abendessen auf dem Grill, befeuert mit den herumliegenden Tannenzapfen: Zwiebel-Tomaten-Suppe und Toastbrot schmeckt in der Abendsonne wunderbar!