Ja was ist das denn?! Der Navigator lotst mich in den Laerdaltunnel. Brav folge ich. Es wird kalt - nach llanger Zeit öffnet sich der Tunnel ein wenig in einer blau beleuchteten Höhle. Bald wird es wärmer und ich freue mich schon auf das Ende des Tunnels - stattdessen ein Schild, dass ich bereits 8 km hinter, aber noch 17 km vor mir habe! Das gefällt mir gar nicht. Da muss es doch eine Alternative geben? Laut Karte schon, aber der Navigator scheint sie nicht zu kennen. Ich drehe um und versuche mein Glück trotzdem. Wie gut, dass ich das getan habe, ich hätte sonst echt etwas verpasst! Die Strecke führt über eine Pass und eine Hochebene auf über 1200 m nach Aurland. Als der Pass angeschrieben ist, wechsle ich vorsichtshalber die Klamotten zu "kalt", genau richtig!
Der Navigator flippt aus, er kennt die Strecke nicht und will sie ständig neu berechnen. Erst als das Internet weg ist, gibt er Ruhe. Wow, ist das eine wunderschöne Strecke! Bei strahlendem Sonnenschein windet sich das einspurige Sträßchen in Serpentinen hinauf bis sich Baum- und Schneegrenze begegnen. Laut donnernd stürzen sich die Schmelzwasser gischtend in die Tiefe.
Ein kleines Mädchen fragt ihre Eltern, ob "dasa ein Romadour" ist, als sie mich sieht. Die Mama verbessert "ja, das ist ein Motorrad" - ha ha!
Lange verweilen wir auf der Höhe und rollen auf trockener, kurvenreicher Straße zwischen 1 bis 2 m hohen Leitplanken aus Schnee dahin. Ringsum ist noch alles verschneit - eine kleine Familie nutzt die Berge zum Schlittenfahren. In manchen Schneefeldern knackst und singt das Eis und man kann das Tauwasser darunter rauschen hören. Die Sonne strahlt weiterhin vom wolkenlos türkisblauen Himmel - es ist wie im Skiparadies (nur ohne Ski). Der Abstieg läßt sich gut an, ich kann einen Jet-Skifahrer auf dem Fjord Mandalas zeichnen sehen. Dann jedoch wird das Sträßchen sehr eng und es begegnen uns Horden von Autos, Wohnmobilen und Motorrädern in langen Schlangen. Wir bleiben davon zum Glück ziemlich verschont.
In Aurland angekommen, lacht mich ein Cafe an. Ich gönne mir eine dort selbst gebackene Käsesemmel und einen Kakao. Weil das Brot so herrlisch frisch duftet, nehme ich auch noch eines für unterwegs mit. Mit meinem norwegisch komme ich leider nicht sehr weit - die Menschen sprechen viel zu schnell - und vermutlich auch nynorsk. In Flåm parkt die Aida! Die ist so riesig, dass man von dem armen Ort gar nichts mehr sieht! Die Fähren über den Sognefjord, die ich noch in Erinnerung habe (vor 36 Jahren!) sind größtenteils eingestellt, schließlich gibt es ja jetzt Tunnel! Das ist so schade, denn diese herrliche Landschaft ist es wert, betrachtet zu werden.
Wenn man sich vorstellt, dass die Berge Trolle sind, dann sind die Menschen bisher um sie herumgeschwirrt oder auf ihnen gekrabbelt. Jetzt hat man sie durchbohrt und jagt die lästigen Menschen mit ihren giftigen Fahrzeugen mitten durch ihre Körper! Eine schreckliche Vorstellung.
Wir nehmen alse einen Umweg und schauen uns noch das empfohlene Undredal an. Man kann die Empfehlung schon an den 3 Reisebussen erkennen, die uns bei der Abfahrt in die Sackgasse begegnen. Vermutlich Aida-Passagiere auf Tagesausflug. Ja, der Ort ist schön, die Aussicht auf Fjord und Berge auch, aber mir ist es hier zu voll. Stalheimskleiva? daran knüpfe ich viele Erinnerungen! Leider ist auch diese Straße über den Berg gesperrt und wir müssen leider wieder tunneln. Um den Oppheimsvatnet gibt es eine kleine Alternativroute zur großen Hauptstraße. Auf der Südseite verläuft ein kleines Asphaltsträßchen, das vielerorts schon vom Gras aufgebrochen wurde, zwischen Höfen und teilweise sehr alten verfallenen Blockhütten.
Unten im Tal schmore ich in meinen warmen Klamotten bei 25 Grad. Eben als ich mich entscheiden will, wieder auf Sommer umzubauen, ist der nächste Pass angeschrieben, also schwitze ich noch ein klein wenig, um dann wieder genau richtig temperiert zwischen Tunnel und Schneefeldern unterwegs zu sein. Die Seen auf dieser Höhe (ca. 1000 m) strahlen in einem hellen Türkisblau über oder zwischen den durchgehenden Eisschollen.
Weiter - wir wollen von Vangsnes nach Dragsvik schippern. In Vik, einem kleinen Ort etwas vorher, sonnen sich viele Teenie-Mädels auf dem Steg oder planschen im Fjord mitten im Ort. Das ist ein Gekicher und Gegicker! Die Straße von Dragsvik am Vetlefjord entlang ist genußreich. Mit Zeltplätzen ist es allerdings nicht weit her, denn entweder besiedelt oder steile Berge. Meine Theorie ist, dass oben auf dem Fjell vielleicht was zu finden ist? Und da dürfte die Sonne auch länger scheinen und früher wieder zu sehen sein?
Es ist sieben Uhr am Abend und ich kann auf 750 m Höhe in der langen Unterhose und im T-shirt in der Sonne sitzen - auf der Nase habe ich schon einen Sonnenbrand. Wir haben an einem "Rastplatz" angehalten - eigentlich stehen dort nur 2 Betonbänkchen und ein Mülleimer neben dem noch zugefrorenen See. Bislang steht hier noch kein Wohnmobil, wir sind also ganz alleine. Zum Glück fahren alle Fahrzeuge stolz vorbei. Neben mir liegt das heute mittag frisch gebackene Brot und lädt zum Schnausen ein. Hm, schmeckt das lecker! Die arme Lisl geht leider leer aus.
In 100 m Entfernung sprudelt das Gletscherwasser, mit dem habe ich mich versorgt. Schmeckt lecker, kühl, reinigt Gesicht und Brille. Leider (oder zum Glück?) gibt's hier oben kein Internet.
Sobald die Sonne hinter den Felsen verschwindet, wird es schlagartig kalt, sie hat also viel Kraft!