Samstag, 11. Juni 2022

abgesoffen

Heut läuft irgendwie alles unrund. In der Nacht hat es heftig gewittert und sintflutartig geregnet. Anscheinend habe ich gar nicht alles mitbekommen, denn das böse Erwachen am Morgen findet in einer Pfütze statt. Isomatte, Schlafsack und natürlich der gesamte Zeltboden sind klatschnass. Dummerweise ist auch die Motorradhose ziemlich nass geworden. Es regnet immer noch, zumindest immer wieder. So macht es keinen Sinn, das Zelt irgendwie abzutgrocken. Ich muss nur zusehen, dass ich selbst einigermaßen trocken bleibe. Beim Zusammenräumen stelle ich fest, dass es wohl in meinen Kleidersack hineingeregnet haben muss, der im Vorzelt stand. Er war nicht ganz zu, aber auch das Vorzelt ist normalerweise dicht. Daneben stehen die Motorradstiefel - komisch, da hat's nicht reingeregnet. Aber in die Futterkiste - obwohl der Deckel zu ist. Erst im Lauf des

Kontinuierlich regnet es weiter, ziehe mich in mich selbst zurück und bekomme nicht viel von der grauen Umgebung mit. Nach knapp 1 Stunde bin ich schon durchgefroren und möchte mich irgendwo wärmen. Da kommt auch schon die rettende Tankstelle, bei der ich eine Flatrate für heiße Getränke gebucht habe. Es gibt leider so gut wie keinen Aufenthaltsbereich, aber für einen Tee und ein wenig Wärme muss es genügen. Die Lisl mag heute wohl auch nicht so recht, die Vorderradbremse ist zu nass und greift nicht, einmal mag sie keinen Gang einlegen, als ich eigentlich die Motorbremse bräuchte, aber dafür zündet sie wunderbar! Ihre Dauerkrankheit "feuchte Zündspule" scheint mit einer Zubehörspule geheilt worden zu sein. Und noch eine gute Nachricht - die Griffheizung springt wieder an! Wenigstens ein Lichtblick bei der Kälte.

Bei dem Wetter wollen wir eigentlich nur schnell weiter kommen, also programmiere ich das Navi um auf weniger Kurven und größere Straßen. Das ändert aber nichts an der Strecke, scheint, als ob es nur einen Weg gäbe? Na dann könnte ich ja Torghatten weglassen? Irgendwie reizt mich der Berg. Jetzt sind wir aber eh nur noch 20 km weg, also fahren wir auch hin. Aha, das ist also der Berg...wahrscheinlich muss man ihn besteigen, um seine Besonderheit zu erforschen. Meiner Faulheit leistet Petrus mit der Gieskanne hier Vorschub und nach dem obligatorischen Foto reisen wir schnell weiter. Unmerklich wird es trockener und wärmer. Die nächste Fähre steht an; ich habe das nicht auf dem Schirm, weil ich einfach den Navigator machen lasse. Aber vielleicht sollte ich doch mal schauen? Schließlich enden hier einige Straße im Nirgendwo auf einer Insel. Ui - da haben wir aber viele Meersüberquerungen vor uns! Und das am Wochenende, da fahren die Fähren mit sehr niedriger Frequenz. Na ja, damit müssen wir jetzt leben.


Auf die Fähre zur nächsten Halbinsel nach Andalsvågen müssen wir lange warten. Immerhin regnet es gerade nicht. Die Überfahrt dauert nicht lange, es sind wieder Unmengen deutscher Wohnmobile an Bord und der eine oder andere "ältere Herr" interessiert sich für die Lisl. Die Etappe zur nächsten Fähre ist ziemlich kurz und eigentlich möchte ich jetzt einen Zeltplatz finden. Unterwegs ist ein Wohnmmobilstellplatz ausgeschildert - hinter der Müllstation aber direkt am Strand. Nix für mich. Es kommt nichts Passendes vorbei, also zweige ich bei der nächsten Abfahrt Richtung Meer ab. Es gibt hier ein paar Bauernhöfe und einige gemähte Wiese, die aber grundlos sumpfig sind. Dann führt ein kleiner Schotterweg Richtung Küste - vielleicht finde ich da ja ein Plätzchen? Aber jedesmal am Wegesende steht ein Häuschen oder ein Schild "privat". Direkt vor dem Schild sieht es nach einer Wieseneinfahrt auf eine noch ungemähte Wiese aus. Da stelle ich mich einfach mal hinein und breite die klatschnassen Sachen aus.
 
Zeltunterlage, Innenzelt, Außenzelt - alles muss ich extra auslegen zum Trocknen. Auch die Isomatte und den Schlafsack, der aber erst trocknen darf, wenn das Zelt fertig ist. In der Zwischenzeit hänge ich auch alle Kleidungsstücke auf, schließlich ist alles noch patschnaß. Je mehr ich auspacke, umso sichtbarer wird das Ausmaß der Überschwemmung! Alles bekomme ich sicher nicht trocken.
Während ich so hin- und her-wurschtle, kommt eine junge Frau mit Kinderwagen anspaziert. Ich ignoriere sie vorerst, aber sie spricht mich an, ich würde auf Privatgrund zelten und die Wiese zerstören. Das ist das erste mal, dass hier jemand einen Einwand hat. Aber sie hat ja recht, ich hätte vorher fragen können. Freundlich klage ich ihr mein Leid, wir unterhalten uns eine ganze Weile und dann hat sie mich wohl für nett genug befunden, die eine Nacht bleiben zu dürfen. Danke. Immer wieder kommen Wolken vorbei, verstecken die Sonne und schauen bedrohlich auf mich herunter. Ob meine Sachen wohl noch trocken werden?

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