Donnerstag, 9. Juni 2022

Typisch Norwegen

Es geht relativ ruhig zu am Morgen auf dem Campingplatz. Eine Dame fragt mich, ob der Platz in Ordnung war? Abgesehen von der wachsenden Pfütze unterm Zelt war alles Bestens. Die Dusche muss ich natürlich noch ausnutzen! Auch wenn ich die Haare erst kürzlich am See gewaschen habe. Eine andere Dame meint, das Wetter wäre nur noch heute und morgen schön, dann käme der Regen. Na ja, heut ist heut, morgen ist morgen und übermorgen werden wir sehen... Rentnergerecht sind wir erst nach 10 Uhr auf der Straße, wir haben Zeit. Es ist kalt und der Wind ist leider  nicht vorbei. Erst im Lauf des Tages klart es auf und die Sonne gewinnt an Kraft. Dennoch bleibt die Luft kalt. Wir sind eben in Norwegen!

Auch die Landschaft ist und bleibt Norwegen: die krassesten Fjorde und Wasserfälle liegen hinter uns. Wir touren durch nicht mehr so hohe aber nicht weniger steile Berge, entlang von Fjorden und Seen und durch grüne Wiesen und Felder. Fähren und Tunnel reichen sich die Hand. Manchmal weiß man wirklich nicht, ob man sich nun gerade auf einer Insel oder auf dem Festland befindet. Eine hochträchtige Elchkuh streckt uns beim weiden das Hinterteil zu und hält es nichtmal für nötig, den Kopf zu heben. Eine kleine Abwechslung bieten mir zwei reisende Ladies, von denen ich ein Foto machen soll. Sie verwickeln mich in ein Gespräch über woher, wohin und warum.
Einige Wanderer mit riesigen Rucksäcken treiben sich hier herum. Einer "missbraucht" sogar seinen Hund, der anscheinend sein eigenes Bett auf dem Rücken tragen muss. Das sieht sehr lustig aus.

Die Lisl versieht weiterhin treu und zuverlässig ihren Dienst, was man vom Handy nicht behaupten kann. Es mag gerade mal wieder nicht geladen werden. Obwohl es ständig erzählt, "Akku lädt" wird dieser schwächer und schwächer, bis er zum Feierabend bei 11% angelangt ist. Ich verstehe diese Ladestrategie nicht!
Auf mittelprächtigen Erdwegen und dann auf einem schönen Wiesenweg gelangen wir an ein anscheinend ausgedientes kleines Kraftwerk. Hier ist die Welt an einem Abgrund zu Ende - da hat sich aber jemand ordentlich verirrt! Oh - der Navigator weist immer noch auf einen Weg hin, den ich aber erst bei sehr genauem Hinsehen erkennen kann. Im dichten Wald führt ein zugewachsener Pfad steil in die Tiefe ... nein, da spielen wir nicht mehr mit! In unserem Alter muss man so einen Blödsinn nicht mehr machen. Lieber umdrehen und eine gemütliche Asphaltstraße suchen. Es wird zwar dann auch wieder ein guter Erdweg, aber geht doch!

Für die Übernachtung fange ich heute frühzeitig an zu suchen. Da springt mir ein Platz im "Industriegebiet" ins Auge: ein ebener Grasplatz direkt am Meer, mit Bootsstegen ausgestattet und sogar mit einer überdachten Sitzgruppe! Ich vermute, das gehört zu der kleinen Firma nebenan, die aber jetzt Feierabend hat. Zwei verspätet abfahrende Angestellte scheint meine Anwesenheit in keiner Weise zu stören und morgen früh ist die Nacht ja um.

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