Montag, 16. Mai 2022

Einrütteln

 09:30 ist Abfahrt! Voll bepackt. Uu Beginn einer Reise fühlt sich vieles noch ungewohnt an. An Lisls aktuelles Kippverhalten und an ihre Federungseigenschaften bei dieser Packsituation muss ich mich erst gewöhnen. Aber ansonsten ist auch nach langer Abstinenz alles so vertraut:
- die bequeme Sitzposition mitten im Geschehen, d.h. umrahmt von Tankrucksack und Gepäckrollen im Motorrad.
- die Druckstellen an den Sitzknochen nach ein paar Stunden Fahrt
- das sonore Blubbern des Auspuffs
- das schnatternde Geräusch aus dem Cockpit bei einer bestimmten Drehzahl, dessen Ursache ich bis heute nicht gefunden habe
- die zähe Reaktion des Gasgriffs
- die ständigen Meinungsverschiedenheiten mit Balduin, meinem Navi (Marke Garmin)

Schon sehr bald knirscht der erste Schotter eines Feldweges und Lisls Hufen. Ich habe Balduin darauf trainiert, möglichst kleine Wege zu finden und freue mich über jeden Feldweg ohne Sperrschild. Nun aber - mit vollem Gepäck, einem entfernten Ziel und im reiferen Alter - brauche ich diese Herausforderungen nicht mehr unbedingt. Also muss ich Balduin beibringen, auf solche Eskapaden zu verzichten. Bitte keine Autobahnen, keine Hauptstraßen und keine Feldwege! Übrig bleiben wirklich wunderschöne, kurvenreiche Asphaltstraßen, die mich im Zick-zack durch herrliche Landschaften führen. Saugut!

Irgendwann werde ich stutzig, weil mein nächstes Ziel irgendwie nicht näher rückt, obwohl Zeit und Richtung passen. Bei genauerem Hinsehen stelle ich fest, dass sich Balduin einfach selbständig ein Ziel gewählt hat, das er anvisiert! So ungezogen! Er hat mich frech belogen! Zum Glück sind Dieter und Christel flexibel, was den Ankunftszeitpunkt angeht. Aber mit Balduin muss ich noch ein ernstes Wörtchen reden oder ihn auf den Müll werfen...er hat nämlich auch im weiteren Verlauf einfach keine Lust zum navigieren mehr gehabt. hat sich totgestellt und ähnliche Dinge.

War ich nicht einmal die weltbeste Regenmacherin? Und plötzlich hat das nicht mehr geklappt? Aber jetzt kann ich es wieder! Schon nach kurzer Zeit braut sich was zusammen und ich muss mich und Gepäck wasserdicht verpacken. Das ist ein bisschen Aufwand, darum ziehe ich die Sachen auch nach dem Regen nicht gleich wieder aus. Also muss ich wohl die Sauna aushalten, bis ein stürmisch böiger Wind wieder für Abkühlung sorgt.

3 Besuche habe ich im heutigen Tag untergebracht - geplante und ungeplante. Endlich mal wieder mit alten Bekannten (Entschuldigung: langjährigen...) zusammenkommen. Hab ich Nachhol-Redebedarf aus meiner Norwegenzeit? Oder rüste ich mich schon für die nächste Saison in meiner Einsiedelei? Egal - ich rede viel.... Bei der Übernachtung in Wiesbaden merke ich, dass mein Gepäck noch nicht optimal verteilt ist - das ist aber immer so. Die Packung muss sich erst einrütteln, dauert ein paar Tage.

Erste Verluste? Von Beginn an fehlen mir noch ein Hammer und ein Schäufelchen, die hole ich mir bereits in Greding im Baumarkt. Bei Claudi in Weinsberg stelle ich fest, dass meine Brille beide Nasenstützen verloren hat. Ein Optiker in Weinsberg kann da Abhilfe schaffen. Den nächsten Verlust - ein Ohrring - bemerke ich am Abend bei einem Besuch in Wiesbaden. Der Ring ist vermutlich irgendwo im Halstuch oder Helm hängengeblieben. Ersatz dafür muss ich mir besorgen, aber nur, um das Ohrloch offen zu halten. Mal schauen, was mir da so einfällt. 

Gute Nacht!

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